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Dongfeng - Manufaktur oder Massenproduktion?

  • Frank Thomas Uhrig/SP-X - 6. Mai 2024, 16:40 Uhr
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Dongfeng hat seit 2006 seinen Firmensitz im chinesischen Wuhan Foto: Dongfeng

Der Name ist in Europa weitgehend unbekannt, und doch ist Dongfeng der sechstgrößte Autohersteller der Welt. Ein Besuch vor Ort.

SP/X Wuhan, China. Die Wurzeln der Dongfeng Motor Corporation (DMC) gehen auf das Jahr 1954 zurück, als in China die ,,Erste Automobilfabrik" (First Automotive Works, FAW) gegründet wurde. 1969 wurde die ,,Zweite Automobilfabrik" (SAW) abgespaltet, 1981 kamen weitere Firmen zur Zweiten Automobilfabrik hinzu, es entstand die Dongfeng Joint Automobile Industrial Company, die seit 1992 in Dongfeng Motor Corporation heißt. Sitz war zunächst Shiyan in der Provinz Hubei, erst im Jahr 2006 wurde der Firmensitz nach Wuhan verlegt. Der Name Dongfeng wird mit ,,Ostwind" übersetzt. Die Firma baute zunächst ausschließlich Lkw und Busse fürs Militär, später auch für andere Behörden. Der wichtigste Geschäftszweig - sofern in einem sozialistischen Land überhaupt davon gesprochen werden kann - war daneben die Produktion von schweren Nutzfahrzeugen, die eine verblüffende Ähnlichkeit zu den Produkten westlicher Hersteller wie Daimler, Volvo oder Renault hatten.

Die konstante Nachfrage der diversen chinesischen Behörden sowie der große Nachholbedarf an Transportkapazität im Reich der Mitte sicherte Dongfeng den Bestand. Zumindest für das Jahr 2015 - aktuellere und verlässlichere Zahlen fehlen - wird Dongfeng als größter Nutzfahrzeughersteller der Welt geführt.

Um Pkw kümmerte sich der Staatskonzern zunächst gar nicht. Erst mit der zaghaften Öffnung Chinas unter Deng Xiaoping und der beginnenden Motorisierung der Bevölkerung in den 1980er Jahren schaute man sich auf dem Weltmarkt um und wurde schnell fündig. In zahlreichen Joint Ventures und Kooperationen zunächst vor allem mit japanischen Pkw-Herstellern wie Honda, Nissan, Mazda oder Toyota erwarb Dongfeng nach und nach die Fähigkeit, selbst Autos zu bauen. Nach der Öffnung in den 1990ern kamen vermehrt Kooperationen mit europäischen Herstellern wie Peugeot hinzu. Im Lauf der Jahre gelang den Chinesen ein umfassender Technologietransfer, der die Autos von Dongfeng mit zahlreichen Marken wie DFSK, Chenglong, Forthing, Nammi, Venucia oder Voyah, auch technologisch auf Weltmarktniveau hebt. Heute produziert DMC gefällige, massentaugliche Autos von der Großraumlimousine über SUVs in jeder Größe bis zum Kompaktwagen. Die allermeisten dieser Modelle fahren mit klassischen Verbrennermotoren, es gibt aber auch Ausführungen mit Voll- oder Plug-in-Hybridtechnik.

Für Deutschland steht Dongfeng mit drei vollelektrischen Modellen seiner Edelmarke Voyah in den Startlöchern. Noch in diesem Jahr soll der Mittelklasse-SUV ,,Free" auf den Markt kommen, im kommenden Jahr folgen mit der Oberklasse-Limousine ,,Passion", die auch als SUV-Coupé in Größe eines Audi Q6, sowie die Großraumlimousine ,,Dream". Zudem hat Dongfeng für 2025 den Kompakt-Elektro-SUV Nammi in der Planung. In der Schweiz bereits verkauft wird der Super-Geländewagen M-Hero 917.

Der Autobauer aus Wuhan will bei der Erschließung der europäische Schritt für Schritt vorgehen, erklärte Lei Ma, General Manager of DFM International Business Departement & Managing Director of DFMIEC, bei einem Treffen mit Journalisten am Konzernsitz. Dabei geht man von Nord nach Süd voran, in Norwegen, Schweden und Dänemark werden bereits Voyahs verkauft, vor wenigen Tagen eröffnete das erste Verkaufscenter in Italien, noch im Sommer soll möglicherweise Frankreich folgen. Um Deutschland macht Dongfeng (noch) einen Bogen, doch ist es nur eine Frage der Zeit, bis Händler-Infrastruktur und Ersatzteillogistik aufgebaut sind.

Bei einem Besuch der Produktionsstätten von Voyah und M-Hero zeigten sich die Chinesen erstaunlich offen und präsentierten stolz die Firmengeschichte sowie die brandneuen Montagehallen.  Der Geländewagen wird in einer Manufaktur mit einem täglichen Ausstoß von derzeit 20 bis maximal 50 Fahrzeugen gefertigt, es sind reichlich behandschuhte Menschen mit Akkuschraubern zu sehen und relativ wenige Roboter. Für die Voyahs - egal mit welchem Antrieb - wurde in Rekordzeit eine hochmoderne Fertigung eingerichtet, in der rund 200 Autos pro Tag entstehen. Bemerkenswert sind hier die hohe Fertigungstiefe und die überschaubare Zahl an Zulieferern.

In der Schweiz bereits verkauft wird der Super-Geländewagen M-Hero 917. In der EU fehlt noch die Homologation für rund 150.000 Euro teure Brachial-Auto.

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