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Alfa Romeo Giulia und Stelvio: Unterschiedliches Duo mit identischen Zielen

  • Klaus Brieter - 21. Oktober 2020, 16:30 Uhr

Können Limousine und SUV gleichermaßen sportlich unterwegs sein? Alfa Romeo sagt ja und schickt Giulia und Stelvio als Quadrifoglio-Versionen mit jeweils 510 PS auf die Straße.


Geht noch mehr? Mit dieser Frage beginnt nahezu jeder Reifeprozess. Die Antwort manifestiert sich meistens in kleinen Schritten. Reife ist schließlich kein Stabhochsprung. Genau auf dieser Linie liegt Alfa Romeo, gibt nach einer virtuellen Pressekonferenz im Mai 2020 nun den Blick auf seine real existierenden Quadrifoglio-Modelle Giulia sowie Stelvio frei und hebt darüber hinaus das Tuch von der bärenstarken Giulia GTAm.

Das Augenmerk der Veränderung liegt beim Duo Giulia und Stelvio nicht auf Äußerlichkeiten, sondern auf technischem Feinschliff. Warum sollte man die Optik auch verändern, die sich so frisch präsentiert, als sei sie gerade vom Zeichenbrett gesprungen? Und die Kernbotschaft der Beiden hat ebenfalls keinen Staub angesetzt. Sie rufen dem Kunden quasi zu: "Wir sind dynamische Sportler, auch wenn wir ganz unterschiedliche Konzepte vertreten."

Die Giulia verkörpert die klassische Sportlimousine, die sich tief zur Fahrbahn hinunterbeugt. Passend dazu werkelt unter der Karosserie ein Standard-Antrieb: Motor vorn, Dampf an der Hinterachse. Momentan stehen fünf Motoren (drei Benziner, zwei Diesel) zur Auswahl. Als Leckerbissen für Leistungsfetischisten steht der 2,9-Liter-V6 im Katalog, der 510 PS an die Hinterachse schickt.

Einen Kontrapunkt zur Giulia bildet der Stelvio. Als SUV reckt er sich aufrecht vom Boden auf und verstärkt seinen Status mit Allradantrieb. Allerdings verliert der Stelvio seinen Auftrag nicht aus den Scheinwerferaugen: Schließlich wurde er nicht als dümpelnde Reisekutsche konzipiert, sondern als sportlicher Langläufer. Das Motoren-Angebot ist absolut identisch zur Giulia.

Und da es um Gemeinsamkeiten geht, seien noch die technischen Innovationen aufgezählt. Im Wesentlichen hat sich Alfa mit Partner Bosch auf die nächste Ebene von Fahrerassistenzsystemen fokussiert. Als Komplettpaket fallen sie in die Stufe 2 des autonomen Fahrens: Spurhalte-Assistent, aktiver Totwinkel-Assistent, erweitertes aktives Geschwindigkeits-Regelsystem, Verkehrszeichenerkennung zusammen mit intelligenter Geschwindigkeitskontrolle, Stau-Assistent und Müdigkeits-Assistent.

Bei den beiden Quadrifoglio-Versionen haben die Designer im Innenraum noch einmal Hand angelegt und für dynamische Linien im Armaturenbrett-Bereich gesorgt. Das ebenfalls neu gestaltete Lenkrad samt dem mit Leder überzogenen Schaltknauf muten jetzt noch edler an. Die serienmäßigen Sportsitze präsentieren sich aus einer Kombination aus Leder und Alcantara. Wem das nicht reicht, der ordert Schalensitze, deren Rückenschalen aus Kohlefaser gefertigt sind.

Erstaunlich, wie gut die ausschließlich heckgetriebene Giulia die 510 PS verdaut. In der Normalstellung des Fahrmodusschalters bügelt die Traktionskontrolle jeden Ausbruchsversuch beim Beschleunigen weg. Erst wenn die zweite Stufe gezündet wird, lässt das System speziell auf nasser Fahrbahn ein kurzes Wegwischen des Hecks zu, was vom Fahrer aber gut kontrollierbar ist. Erst wenn der Drehknopf auf der Mittelkonsole auf "Race" gestellt wird, ist der Fahrer beim Driften völlig auf sich gestellt. Im öffentlichen Verkehr sollte man allerdings die Finger von dieser Einstellung lassen.

Wie spielerisch der Stelvio die hohe Leistung mit Allradsystem verdaut, zeigt sich auf der Rennstrecke. Mit dieser "Riesenhütte" auf die Rennstrecke? Auch das geht. Zum Beweis steht ein Ritt mit Giulia und Stelvio über den "Bilster Berg" an, einer Renn- und Versuchsstrecke in der Nähe von Bad Driburg. Man muss es selbst erlebt haben: Auch der Stelvio fährt sich wie ein reiner Sportwagen. Da der Allradantrieb seine Kraft vorzugsweise an die Hinterachse schickt, lässt sich das hochbeinigere Gehäuse sogar im Drift übersteuernd um die Ecken schieben. SUV mal ganz anders.

Geht noch mehr? Bei der Giulia sagt Alfa ein zweites Mal "Ja". Mit den Versionen GTA und GTAm. Der V6-Motor schnurrt auf die PS-Zahl 540 hoch, das Gewicht reduziert um 50 oder 100 Kilogramm. Die Spur verbreitert sich um fünf Zentimeter, was den stämmigen Auftritt der 20-Zoll-Felgen unterstreicht.

Zwei Faktoren machen es nicht leicht, an so ein Exemplar zu kommen: die Limitierung auf 500 Stück und der Preis von 173.000 oder 178.000 Euro. Vielleicht ist es sinnvoll, die Eingangsfrage umzudrehen: Geht auch weniger? Absolut! Wer mit 510 PS zufrieden ist, darf die Giulia Quadrifoglio für 80.420,17 Euro und den Stelvio Quadrifoglio für 90.168,06 Euro (inklusive der bis Jahresende 2020 gültigen Mehrwertsteuer von 16 Prozent) mitnehmen.

Klaus Brieter / mid

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