Rund 85 Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden mindestens einmal in ihrem Leben an Rückenschmerzen. "Bei der Versorgung kommen in vielen Fällen unnötige Maßnahmen zum Einsatz", sagt Dr. Johannes Schenkel, ärztlicher Leiter der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD). "Eine solche Überversorgung kann Patienten schaden."
Was verursacht den Schmerz?
Für Diagnose und Therapie ist es wichtig, zwischen nicht-spezifischen und spezifischen Rückenschmerzen zu unterscheiden. Nicht-spezifische Rückenschmerzen lassen sich in der Regel nicht auf eine einzelne Ursache zurückführen und können durch Faktoren wie Bewegungsmangel oder Fehlbelastungen ausgelöst werden. Hinter spezifischen Schmerzen können unter anderem ein akuter Bandscheibenvorfall oder eine Verengung des Wirbelkanals stecken.
Ob Hinweise auf spezifische Ursachen vorliegen, kann der Arzt durch ein Gespräch und eine körperliche Untersuchung feststellen. "Finden sich darauf keine Warnhinweise, sind Röntgen, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) vorerst nicht nötig." Sie haben Fragen zum Thema? Die UPD berät kostenfrei und unabhängig unter 0800 011 77 22 und www.patientenberatung.de.
Risiken der Überversorgung
Bei unspezifischen Rückenschmerzen sollten solche bildgebenden Verfahren erst in Erwägung gezogen werden, wenn Beschwerden trotz leitliniengerechter Therapie nach vier bis sechs Wochen schlimmer werden oder Patienten anhaltend in ihren Aktivitäten einschränken. Studien zeigen jedoch, dass diese Empfehlungen häufig nicht umgesetzt werden. "Die Daten deuten darauf hin, dass bei Rückenschmerzen zu früh und zu häufig bildgebende Verfahren angewandt werden. Hier liegt eine Überversorgung vor", sagt Dr. Schenkel.
Es besteht das Risiko, dass die Untersuchungen einen vermeintlichen Grund für die Kreuzschmerzen zeigen, der tatsächlich gar nichts mit den Beschwerden zu tun hat. Verschleißerscheinungen an Knochen und Bandscheiben sind auch bei vielen Menschen zu sehen, die keine Schmerzen haben. Eine Überdiagnostik kann beim Patienten Ängste auslösen und zu unnötigen Behandlungen führen - bis hin zur Operation. "Wenn Ihnen der Arzt bei Rückenschmerzen Röntgen, CT oder MRT empfiehlt, sollten Sie ihn nach den Gründen fragen. Erkunden Sie sich nach dem zu erwartenden Nutzen im Vergleich zu möglichen Risiken. Dies gilt nachfolgend auch für empfohlene Therapien."
Gesundheit
Rückenschmerz: Wann sind Röntgen, CT und MRT nötig?
- Rudolf Huber/mp - 24. September 2020, 11:23 Uhr
Rund 85 Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden mindestens einmal in ihrem Leben an Rückenschmerzen. 'Bei der Versorgung kommen in vielen Fällen unnötige Maßnahmen zum Einsatz', sagt Dr. Johannes Schenkel, ärztlicher Leiter der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD). 'Eine solche Überversorgung kann Patienten schaden.'
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