Politik

Erstmals seit über hundert Jahren: Sozialdemokraten verlieren Macht in Kopenhagen

  • AFP - 19. November 2025, 15:11 Uhr
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Künftige Kopenhagen-Bürgermeisterin Sisse Marie Welling
Bild: AFP

Bei den Regional- und Kommunalwahlen in Dänemark haben die Sozialdemokraten von Ministerpräsidentin Mette Frederiksen eine herbe Schlappe hinnehmen müssen. Unter anderem verloren sie Kopenhagen, das seit mehr als hundert Jahren in ihrer Hand war.

Bei den Regional- und Kommunalwahlen in Dänemark haben die Sozialdemokraten von Ministerpräsidentin Mette Frederiksen eine herbe Schlappe hinnehmen müssen. Unter anderem verloren sie die Macht in der Hauptstadt Kopenhagen, die seit mehr als hundert Jahren ununterbrochen in ihrer Hand war. "Wir haben Kopenhagen verloren", sagte am Mittwoch die sozialdemokratische Bürgermeisterkandidatin Pernille Rosenkrantz-Theil. Auch landesweit verloren die Sozialdemokraten teils deutlich, Regierungschefin Frederiksen übernahm die "Verantwortung".

In Kopenhagen kamen die Sozialdemokraten nur noch auf 12,7 Prozent. Sie lagen damit weit hinter der rot-grünen Einheitsliste und der Sozialistischen Volkspartei (SPP), die laut offiziellem Ergebnis bei 22,1 beziehungsweise 17,9 Prozent landeten. Neue Bürgermeisterin wird aller Voraussicht nach die SPP-Kandidatin Sisse Marie Welling. Sie gab am Mittwoch bekannt, sich mit sechs anderen Parteien auf eine Koalition geeinigt zu haben. 

Die Sozialdemokraten dagegen finden sich erstmals seit Menschengedenken in der Opposition. Sie hatten seit mehr als hundert Jahren die Macht in Kopenhagen inne und besetzten das offizielle Amt des Bürgermeisters seit dessen Schaffung im Jahr 1938.

Aber auch in anderen Regionen musste die Partei von Regierungschefin Frederiksen Federn lassen. Die Sozialdemokraten werden künftig voraussichtlich nur noch 26 Bürgermeister stellen. Vor dem Urnengang am Dienstag hatten sie noch 44 der 98 Bürgermeisterämter des Landes inne. "Wir hatten mit einem Rückschlag gerechnet, aber dieser Rückschlag fällt offenbar noch größer aus als erwartet, und das ist natürlich nicht zufriedenstellend", sagte Frederiksen noch in der Wahlnacht.

Der Urnengang am Dienstag fand inmitten von mutmaßlich pro-russischen Cyberattacken statt. So waren am Montag die Websites unter anderem der Konservativen Volkspartei und der Einheitsliste durch Cyberangriffe lahmgelegt worden. Auch die englischsprachige Online-Zeitung "Copenhagen Post" war betroffen. Die pro-russische Hackergruppe NoName057(16) erklärte in Onlinediensten, sie habe Cyberangriffe auf die Internetseiten mehrerer dänischer Parteien und der Rundfunkanstalt DR ausgeführt. 

Die Gruppe hatte sich bereits in der vergangenen Woche zu Attacken auf die Websites mehrerer Gemeinden, Regierungsbehörden und eines Rüstungsunternehmens in Dänemark bekannt. Das Land gehört zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine in ihrem Verteidigungskrieg gegen Russland.

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