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Pistorius warnt vor Demokratie-"Müdigkeit"

  • dts - 15. November 2025, 13:14 Uhr
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Boris Pistorius am 12.11.2025, via dts Nachrichtenagentur

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Frankfurt am Main (dts Nachrichtenagentur) - Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat bei der Verleihung des Werner-Holzer-Preises für Auslandsjournalismus eindringlich zu Engagement für die Demokratie gemahnt.

Artikel 1 des Grundgesetzes erkläre die Würde des Menschen für unantastbar, sagte er in seiner Festansprache im Frankfurter Römer. "Ja, das sollte sie sein - aber wer heute in die Welt guckt, in Deutschland, selbst in die Parlamente, der sieht demokratisch gewählte Mandatsträger und Funktionsinhaber, die sich nicht scheuen, die Würde des Menschen jeden Tag einmal in den Schmutz zu ziehen."

Dabei habe insbesondere in Deutschland niemand mehr eine Ausrede, wegzusehen, so Pistorius. Die Großeltern-Generation habe womöglich nicht gewusst, was mit dem Zweiten Weltkrieg und den Verbrechen der Nationalsozialisten bevorstehe, "wenn man nicht aufpasst". "Diese Ausrede, meine Damen und Herren, hat keiner von uns hier im Saal", sagte er. Zugleich sei klar: Die Weimarer Republik sei nicht "zugrunde gegangen an der übermächtigen Stärke ihrer Gegner, sondern an der Schwäche, der Feigheit, der Müdigkeit ihrer Anhänger".

Auch der bekannte Publizist Michel Friedman, Vorstandsvorsitzender des Werner-Holzer-Instituts, rief zum Kampf um Demokratie und Freiheit auf. "Es ist die ernsthafteste Phase, in der wir momentan leben - das ist meine Überzeugung - nach 1945", sagte er. Niemand könne garantieren, "dass wir in den nächsten Jahren in einem demokratischen, freien Deutschland leben". Alle sich gen Autoritarismus anschickenden Bewegungen - "leider auch in den USA" - setzten auf "Lügen statt Wahrheit, Lügen statt Realität, Lügen statt Tatsachen, Lügen statt Wissen und Wissenschaft", so Friedman.

Pistorius rügte ebenfalls Entwicklungen in den Vereinigten Staaten. Die große Gefahr sei, desinteressiert und unempathisch auf diese Welt zu schauen - das erlebe man gerade "bei einem der großen Alliierten jenseits des Atlantiks". Beide Redner lobten in diesem Kontext die Bedeutung von verantwortungsvollem Auslandsjournalismus.

Der Werner-Holzer-Preis wurde 2022 von der Familie des verstorbenen Journalisten Werner Holzer (1926-2016) ins Leben gerufen. Werner Holzer war von 1973 bis 1991 Chefredakteur der "Frankfurter Rundschau" und zuvor langjähriger Auslandskorrespondent. Der Werner-Holzer-Preis ehrt "außergewöhnliche Leistungen" im Auslandsjournalismus.

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