Brennpunkte

"Kein politisches Interesse mehr": Deutschland weist Einreisebitten von Afghanen ab

  • AFP - 10. Dezember 2025, 17:47 Uhr
Bild vergrößern: Kein politisches Interesse mehr: Deutschland weist Einreisebitten von Afghanen ab
Ankommende aus Afghanistan (Archivbild)
Bild: AFP

Die Bundesregierung will die Einreisegesuche von 640 Menschen aus Afghanistan zurückweisen, obwohl diese bereits in offiziellen deutschen Aufnahmeprogrammen verzeichnet sind. Den Betroffenen werde 'mitgeteilt, dass kein politisches Interesse zur Aufnahme mehr vorliegt'.

Die Bundesregierung will die Einreisegesuche von mehreren hundert Menschen aus Afghanistan zurückweisen, obwohl diese bereits in offiziellen deutschen Aufnahmeprogrammen verzeichnet sind. Den rund 640 Betroffenen werde "in den nächsten Tagen mitgeteilt, dass kein politisches Interesse zur Aufnahme mehr vorliegt", sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums am Mittwoch in Berlin. Für diese Menschen gebe es aber weiterhin Unterstützungsangebote - etwa für eine Rückreise nach Afghanistan oder eine Ausreise in Drittstaaten.

Betroffen sind Afghaninnen und Afghanen, die von der Ampel-Regierung wegen ihrer besonderen Gefährdung in die sogenannte Menschenrechtsliste aufgenommen worden waren. In vielen Fällen handelt es sich dabei um zivilgesellschaftlich aktive Menschen, die den radikalislamischen Taliban-Machthabern ablehnend gegenüber stehen. 

Ebenfalls von der Absage Deutschlands betroffen sind jene Menschen, die in das Überbrückungsprogramm für Afghanistan aufgenommen worden waren - oftmals sind dies Afghaninnen und Afghanen, die in ihrem Heimatland für deutsche Organisationen tätig waren.

Die Betroffenen sollten aber in ihrem aktuellen Zufluchtsland Pakistan weiter von Deutschland unterstützt werden, sagte die Sprecherin des Bundesinnenministeriums in Berlin. "Sie werden also nicht in die Obdachlosigkeit getrieben oder auf die Straße gesetzt", fügte sie hinzu.

Die Flüchtlings-Hilfsorganisation Pro Asyl warf Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) vor, die betroffenen Menschen durch die Verweigerung der Einreise in Lebensgefahr zu bringen. Für die Bundesregierung sei "dieser schändliche Umgang mit Menschen in Lebensgefahr eine moralische Bankrotterklärung", kritisierte Pro-Asyl-Geschäftsführer Karl Kopp. 

"Die Vorgängerregierung hat diesen Menschen nur aus einem Grund die Aufnahme versprochen: Sie haben sich in Afghanistan für Frauenrechte, Menschenrechte und Freiheit eingesetzt", erklärte Kopp. "Dobrindt lässt sie nun endgültig in akuter Lebensgefahr in Pakistan zurück. Ihnen droht nun, dass sie in die Hände des islamistischen Taliban-Regimes geraten."

Zuvor hatten in einem am Mittwoch veröffentlichten offenen Brief mehr als 250 deutsche Organisationen die Bundesregierung aufgefordert, die Schutzsuchenden aus Afghanistan mit Aufnahmezusage nun auch tatsächlich aufzunehmen. "Die Zeit drängt, es zählt buchstäblich jeder Tag", heißt es in dem Brief, der an Bundesinnenminister Dobrindt und Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) gerichtet ist.

Zu den Unterzeichnern zählen Pro Asyl, Terre des Hommes, Amnesty International, der Paritätische Gesamtverband, Human Rights Watch und Brot für die Welt. Den Angaben zufolge warten rund 1800 afghanische Menschen darauf, nach Deutschland in Sicherheit zu kommen. Über 70 Prozent von ihnen seien Frauen und Kinder. Die pakistanische Regierung drohe ihnen mit der Abschiebung nach Afghanistan, wenn sie nicht bis Ende Dezember das Land verlassen haben.

Weitere Meldungen

Tausende Hühner auf der Autobahn: Tiertransporter umgekippt

In Sachsen-Anhalt haben am Donnerstag tausende freilaufende Hühner zu einer Sperrung der Autobahn A36 bei Quedlinburg geführt. Mitarbeiter der Autobahnmeisterei versuchen die

Mehr
Bericht: eID-Karte bietet erhebliche Chancen für Kriminelle

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Laut Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" stellt die eID-Karte ein Sicherheitsrisiko für deutsche Banken und womöglich auch öffentliche

Mehr
Rüstungsunternehmer will mehr Sprengstoffvorräte für den Ernstfall

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Das Rüstungsunternehmen MBDA fordert von der Bundesregierung, größere Vorräte kritischer Materialien für die Waffenproduktion anzulegen.

Mehr

Top Meldungen

Finanzminister der Eurogruppe wählen neuen Präsidenten

Am Donnerstag kommen die Finanzminister der Eurozone in Brüssel zusammen, um einen neuen Präsidenten aus ihrer Mitte zu bestimmen. Nach dem Rücktritt des Iren Paschal Donohoe

Mehr
DGB schlägt "Demografie-Faktor" für Rentenzuschuss vor

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - DGB-Chefin Yasmin Fahimi hat eine befristete Erhöhung des Steuerzuschusses zur Rentenversicherung gefordert, um die hohen demografischen Kosten

Mehr
Schneider will härter gegen Billigpakete aus China vorgehen

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) fordert ein härteres Vorgehen gegen chinesische Versandhändler, die aus seiner Sicht in großem

Mehr